Die Eselei mit dem „QR-Code“ am Rathaus

Lesedauer 4 Minuten

Wann macht eigentlich das Rathaus auf“, fragt sich der Gast der Pizzeria und zückt sein Handy. Doch im Lokal findet er keinen geeigneten Rathaus-Öffnungszeiten-„QR-Code“ auf den er sein Handy mit dem eingebauten „QR-Code-Scanner“ richten könnte. Dieser QR-Code soll nach dem Willen eines Stadtrats bald am Rathaus angebracht werden. Wohl deshalb, damit man sich das direkte Lesen der Öffnungszeiten im Schaukasten ersparen kann.

Diese Meldung in der Heimatzeitung vom Mittwoch hätte man eher am 1. April erwartet. Unter der Überschrift „Stadt-Infos per Kamera-Klick“ wird hier über einen Antrag an den Stadtrat berichtet, nachdem Geisenfeld mit der Anbringung von QR-Codes –„vorzugsweise am Rathaus und an sonstigen Serviceeinrichtungen der Stadt“ einen sinnvollen Service „zur Verbesserung der Information für Gäste und Bürger“ bekommen soll. (zum Beispiel Infos über die Rathaus-Öffnungszeiten)
Der Antrag stammt von Günter Böhm, dem Fraktionschef der Splittergruppierung USB. Einem ausgewiesen bürgerfreundlich orientierten Stadtrat, wie uns Bürgersichtleser „ Mr. xXx“ in seinem Kommentar zum Satire-Artikel „Geisenfeld – Hoffnung City Maut?“ erinnerte.

Wollte dieser doch, ganz bürger- und serviceorientiert, Knöllchen an verkehrswidrig parkende Autos verteilen lassen. „Meiner Meinung nach sollte der ruhende und fließende Verkehr überwacht werden“, so Böhm in seinem innenstadtfördernden Redebeitrag in der Stadtratssitzung vom 15.Oktober 2009, in der es um den Beitritt zur Kommunalen Verkehrsüberwachung ging. (Beschossen wurde mit 17:2 „nur“ die Überwachung des fließenden Verkehrs)

Erscheint einem die Idee mit dem QR-Code am Rathaus schon unausgegoren – zu allem Überfluss müsste die Größe eines dazugehörenden Hinweisschildes zur Erklärung der 10×10 cm großen Pixelmatrix um ein mehrfaches größer sein – verwundert einen die Existenz von „sonstigen Serviceeinrichtungen der Stadt“. Welche sind gemeint, wo haben sich die bisher nur versteckt?

Eventuell klärt sich alles bei einer der folgenden Stadtratssitzungen. Ob das Gremium die abseitige Sinnhaftigkeit dieser Pixelei erkennen wird? In Anbetracht der infantilen Ausrichtung des bevorstehenden „Tag der offenen Tür“ in der neuen Mehrzweckhalle unter Teilnahme eines Stadtratsgremiums (z.B. am Hüpfball-Slalom) sollte man sich keinen allzu großen Illusionen hin geben.

update 01.11.2012

Beim Versuch modern zu sein, hätte „USB“ler Böhm aber auch eine wirklich kreative Idee aufgreifen können.

Statt die Idee der Gemeinde Neunkirchen bei Saarbrücken nachzuahmen, und eine 10×10 cm große QR-Code-Lösung an Geisenfelder Gebäuden anzustreben, hätte er doch eine, seiner USB-Gruppierung angemessene „USB-Lösung“ anregen können.

Mit Klick auf`s Bild geht´s zur flickr-Bildergalerie

Hoppela! Da steckt ein USB-Stick in der Wand…“ schreibt Thorsten Rusch im Blog „detailverliebt“ und stellt nachfolgend „eine grandiose Idee vom Bremer Aram Bartholl vor. Er hat in New York insgesamt fünf USB-Sticks in Hauswände eingelassen und macht nun in seinem Blog Werbung für das “Offline Peer-2-Peer-Netzwerk” mit dem Namen “Dead Drops”. Interessierte Abenteurer sind dazu aufgerufen, die USB-Sticks ausfindig zu machen und mit Daten zu befüllen“.

Bei der Geisenfelder „USB-Lösung“ sollten natürlich keine Infos auf, sondern vom Stick geladen werden können.

Für alle Fälle sollte Stadtrat Böhm immer einen USB-Stick dabei haben. So käme Geisenfeld

zum Einen zu einer weiteren Umsetzung einer innovativen Idee : INFO to GO,

zum Anderen könnte er, falls Gäste ihn nach den Öffnungszeiten des Geisenfelder Rathauses fragen, sofort seinen Gruppierungs Stick ziehen, und diesen in eine passende Öffnung stecken. (Automatisch würde gleich ein USB-Aufnahmeantrag mit geladen)

Einfach noch mal nachdenken Herr Stadtrat.

Ach ja, wollen sie mal nachsehen ob und wie im Rathaus gearbeitet wird, kennen aber die Öffnungszeiten nicht. Holen sie ihr Smartphone raus und scannen nachfolgenden „QR-Code“. Schon wissen sie es!.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

Schon gelesen?

Altes Rathaus Geisenfeld – Letzte Führung durch Heimatmuseum -VIDEO-

Die letzte Führung vor der Schließung im Dezember 2011 mit Hans Schranner